Zwei Thesen zu Führung

.......von der Ohnmach der Führungskraft

Viele Vorgesetzte haben keine kommunikative Ausbildung oder sich mit sich selbst methodisch beschäftigt und reflektiert. Das ganze Psycho-Zeug braucht so eine gestanden Person nicht. Die/Der regelt das! Oft mit verheerenden Folgen für die Betroffenen, das Team und letztendlich für sich selbst.

Es gibt Ausnahmen, so hat bspw. Ferry Porsche schon in den 70er Jahren mit der gesamten Familie gruppendynamische Beratungen und Sitzungen unter fachlicher Anleitung initiiert. In sozialen Bereichen gibt es seit Jahrzehnten sogenannte Supervisionen. Dort wird regelmäßig reflektiert.

Was nun seit etwa 10 Jahren auch in das Business in Deutschland verstärkt einzieht ist das Thema Coaching. Ich habe den Eindruck es wird salonfähiger mit einem Coach zu arbeiten und auch eher konservativ erscheinende Unternehmen bauen Coaching-Pools für Ihre Führungskräfte und Mitarbeiter auf. Leider ist es allerdings immer noch so, dass Möglichkeiten zur Reflektion und Entwicklung zwar angeboten werden, aber wenig in Anspruch genommen werden.

Viele Unternehmen haben feste Programme zur Entwicklung von Führungspersönlichkeiten. Da werden Menschen zu einem 5 Tage-Training geschickt. Die Betonung liegt auf geschickt, denn sie/er will eigentlich gar nicht. Natürlich macht sie/er den Kurs, womöglich werden sogar Veränderungsimpulse mit genommen. Diese sind aber meist ganz schnell wieder weg, wenn das Tagesgeschäft mit voller Wucht zuschlägt. In dem Tagesgeschäft ist nämlich kein Platz für das sich Kümmern um sich selbst und die Mitarbeiter. Außerdem wäre es vermessen nach 5 Tagen Weiterbildung zu glauben jemand wäre eine Führungskraft. Da hilft auch das schönste Zertifikat aus dem teuersten Kurs nichts.

Ist schon komisch oder, wenn jemand qualifiziert Metall bearbeiten will muss er in eine dreijährige Lehre gehen, um Geselle zu werden. Um Menschen zu führen reichen ein paar Tage.

Es kann also nur ganz normal sein, dass Führungskräfte oft vollkommen überfordert sind, wenn sie Zwischenmenschliches bearbeiten sollen, seien es Konflikt-, Ziel- oder Beurteilungsgespräche. Schon bei ganz selbstverständlichen Rückmeldungen, auch Feedback genannt, wird es schwierig, sowohl dieses zu geben, als auch zu nehmen.

Und ich glaube das wird auch so bleiben, solange der fachlich Beste befördert wird. Es sei denn er ist auch menschlich weit genug.

Eine Führungskraft braucht eine solide kommunikative und methodische Ausbildung, um Menschen nachhaltig erfolgreich zu führen. Selbst wenn sie unbewusst schon vieles richtig macht, so beschleunigt und erklärt bewusst erlerntes kommunikatives Prozesswissen das richtige und förderliche Führungsverhalten.

Darüber hinaus kann nach einer Ausbildung nicht Schluss sein. Produktionsmittel werden laufend auditiert, Messmittel werden kalibriert und Führungskräfte durchlaufen das interne „Management Development Programm“ und dann ist Schluss.

Ich bin der felsenfesten Überzeugung, dass wir ein riesengroßes Potential an nachhaltiger Entwicklung und konstantem Wachstum aktivieren können, wenn wir in Unternehmen und Organisationen Führungskräfte wirklich dauerhaft ausbilden. Wenn wir in diese Menschen annähernd so viele Ressourcen stecken, wie in unsere Prozesse, kann sich der weltweite Wettbewerb warm anziehen.

These 1:
Das Potential für nachhaltigen Unternehmens-Erfolg in den nächsten Jahrzehnten liegt nicht in der Optimierung der Prozesse, sondern in der methodischen und kommunikativen Ausbildung der Mitarbeiter, letztendlich also im Miteinander
.

Ohnmächtig erscheinen mir Führungskräfte auch oft, weil sie sich nicht trauen etwas zu verändern, bzw. sich gegen Entscheidungen und Vorgaben von oben zu wehren. Da wird von der Konzernleitung ein neuer Kurs vorgegeben, doch anstatt sich genau zu informieren und sich entsprechend zu positionieren, wird vor den Oberen kapituliert. Die Führungskraft wird dann zum unmotivierten Umsetzer von Strategien, an die sie selbst nicht ausreichend glaubt. Und wie sollen dann die Mitarbeiter daran glauben? Für mich ist diese Ohnmacht ein Grund weshalb es um die Motivationslage in deutschen Unternehmen so steht, wie es gerade steht, nämlich beängstigend, wie viele Studien zeigen. Etwa 13% aller Mitarbeiter eines Unternehmens sind engagiert, der Rest eher nicht.

Wieder andere Umfragen belegen, dass für über 90% der Mitarbeiter der direkte Vorgesetzte der wichtigste Faktor für die Zufriedenheit am Arbeitsplatz ist.

Diese Zahlen decken sich mit meinen Trainingserfahrungen. Führungskräfte fühlen sich ohnmächtig gegenüber dem Management und stimmen Klagelieder an, anstatt sich klar zu positionieren. Lieber wird geschimpft, als sich mit dem Management auseinander gesetzt. Und was macht die Belegschaft? Klar, sie jammert mit!

These 2:
Führungskräfte sind mächtige Meinungs-Multiplikatoren für ein Unternehmen. Das Bewusstsein um diese Macht brauchen sowohl die Führungskräfte selbst, als auch das Management.

Ich bin gespannt auf Kommentare und Anregungen. Und wer sich angesprochen fühlt und sein Fürhungsverhalten erweitern möchte, kann sich gerne einmal unsere Business Coach Ausbildung anschauen

Viele Grüße, Rolf Söder