Kinder werden "beschult"...Erwachsene auch!

Erwachsenenbildung funktioniert nicht wie Schule.

Weiterbildungen sind in Unternehmen an der Tagesordnung und lebenslanges Lernen wird mehr und mehr zur Schlüsselqualifikation. Mittlerweile haben das die meisten Organisationen begriffen und halten entsprechende Ressourcen vor. Konfrontiert werde ich dabei immer wieder mit zwei "No-Gos".

Das erste No-Go ist die Verwendung des Begriffs "Schulung" und das will ich auch gerne erklären. Nach wie vor wird vielen Unternehmen von Schulung, anstatt von Training oder Weiterbildung, gesprochen. Der Begriff Schulung erklärt auch, weshalb es in vielen Seminaren so zu geht, wie es zu geht, nämlich öde, langweilig und mit endlosen Monologen und Powerpoint-Schlachten des Seminarleiters gestaltet. Schule, so wie wir Sie erlebt haben und teilweise immer noch erleben, presst Menschen in feste Strukturen, die sich andere (LehrerInnen) für sie ausgedacht haben. Der Lehrer ist Autorität und bestimmt über die SchülerInnen in jeder Sicht.  Genau dieses Bild hat sich bei uns verankert, nachdem wir jahrelang "beschult" worden sind.
Jetzt sind wir erwachsen. Unbewusst bestimmt aber genau diese "Schulerfahrung" unser Verhalten, sei es als Teilnehmer oder als Lehrer/Trainer. Erwachsenenbildung funktioniert so nur schlecht. Und das beginnt damit, dass man seinen Weiterbildungsbereich immer noch mit dem Wort Schulung "verseucht". Es gibt Schulungen, Schulungsräume, Schulungsprogramm, Schulungsbeauftragte, und vieles mehr. Jetzt sagen Sie vielleicht, ist doch nur ein Wort......ja, aber überlegen Sie einmal, was genau es bei Ihnen auslöst. Wenn Sie zu den wenigen Menschen gehören, bei denen "Schule" positive Erinnerungen auslöst, schön! Dann schadet es aber auch nicht, als Erwachsener von Training oder Bildung zu sprechen. Also weg mit dem Wort "Schulung" aus der Erwachsenen-Bildung und rein in Training, Bildung, Entwicklung für Erwachsene oder sonstige "angemessene" Formulierungen.

No-Go Nummer zwei ist das Thema Nachhaltigkeit. Immer wieder werde ich gefragt, wie können wir denn dafür sorgen, dass unsere Teamkommunikation, unsere Führung oder unser Umgang mit Kunden sich "nachhaltig" entwickelt. Meine Antwort ist immer die Gleiche:  Indem man nachhaltig daran arbeitet. Das bedeutet Entwicklungsprogramme für Mitarbeiter oder Teams zu gestalten und die entsprechenden Ressourcen bereit zu stellen. Und bei der Planung einmal über das Jahr hinaus denkt. Leider geschieht dies in den wenigsten Unternehmen. Klar, es gibt Budgets und es wird geplant. Aber etwas aufzufrischen, zu wiederholen und zu vertiefen ist unattraktiv. Wer seine "Schulung zur Führungskraft" absolviert hat ist "fertig". Wo sind die regelmäßigen Refresher, die Updates, die Reflexionen und die regelmäßigen Evaluierungen?

Schule ohne Nachhaltigkeit, mal Hand aufs Herz, was wissen wir noch von dem Gelernten aus Geschichte, BWL oder Physik......schade, oder?

Viele Grüße, Rolf Söder